Ari Leschnikoff

von Broody
 

Asparuch („Ari“) Dimitroff LESCHNIKOFF

 
* 16.6.1896 in Haskovo (BG)
† 31.7.1978 in Sofia (BG)

 

Anm.: Im Geburtsregister von Haskovo wurde angeblich das Geburtsdatum 17.6.1896 festgestellt. Auf dem Taufschein Leschnikoffs steht „16. Juni“, das Geburtsjahr wurde offensichtlich später handschriftlich in „1897“ verändert. Über die Gründe dafür kann nur spekuliert werden.
Aus einem selbst verfassten Lebenslauf: „Ich, Assparouch Leschnikoff, wurde am 16. VI. 1897 in Sofia geboren. …“. Das Geburtsdatum wird in den verschiedenen Quellen auch abweichend mit 16.7. oder auch mit dem Geburtsjahr 1897 bzw. 1898 angegeben. Die Schreibweise des Namens entspricht der von Ari Leschnikoff in Deutschland selbst verwendeten Form. Spätere Transkriptionen weichen davon ab, wie z. B. „Asparouch Leschnikoff“ oder auch „Asparouh Leshnikov“. Bei der Angabe „Asparuch D. Leschnikoff“ handelt es sich um die in slawischen Sprachen übliche (verkürzte) Angabe des Vatersnamens (Dimitroff, von Dimiter).

Ari Leschnikoff wurde am 16. Juni 1896 in der Kreisstadt Haskovo in der Nähe von Plovdiv geboren. Bulgarien war seinerzeit noch türkische Provinz. Sein Vater Dimiter war der Vorsteher des Postamtes von Haskovo und starb bereits 1906. Seine Mutter Anna, Lehrerin, beeinflusste ihn musikalisch, vor allem durch Romanzen, die sie ihm vorsang. Mit sieben Jahren sang Ari Leschnikoff schon im Kirchenchor.
Sein Bruder Alexander studierte in Österreich und starb bereits 1927, seine Schwester Zvetana studierte in der Schweiz Philologie und war Gymnasiallehrerin in Sofia.

Ari Leschnikoff besuchte ab 1903 die Grundschule und von 1908 bis 1916 das Gymnasium in Haskovo. Von 1916 bis 1918 absolvierte er eine Kadettenanstalt in Sofia und wurde mit 22 Jahren Leutnant. Während seiner Militärzeit spielte er Gitarre und sang. Dadurch lernte er den Kadetten Christo Smirnenski kennen, später ein bekannter bulgarischer Dichter, der spontan den Text zu „Der weiße Brunnen“ für Leschnikoff schrieb und mit dem er später gemeinsam das Lied „Bitterer Kaffee“ schuf (Musik Leschnikoff, Text Smirnenski). Leschnikoffs Begabung begeisterte auch den Kapellmeister Alois Mazak und den Komponisten Georgi Atanasov, die ihn förderten. Am Ende des Ersten Weltkrieges musste Ari Leschnikoff noch für einige Monate an die Front und diente in der Heeresgruppe Mackensen. Bis 1920 war er Angehöriger der bulgarischen Armee. Nach deren Auflösung vermittelte ihn Atanasov an den Opernsänger Professor Ivan Vulpe in Sofia, bei dem Leschnikoff ab 1920 Musik und Gesang studierte. In dieser Zeit freundete er sich mit dem bulgarischen Operntenor Peter Raichev an, der sein Studium unterstützte.

Ari Leschnikoff ging im September 1922 nach Berlin, um sein Gesangsstudium zu erweitern. In den ersten Monaten lebte er von seinen Ersparnissen, danach finanzierte er sein Studium als Kellner in einem Künstlerlokal in der Weimarer Str. 15/Ecke Goethestraße, das zu einem bulgarischen Studentenwohnheim gehörte. Ein Kommilitone machte Ari Leschnikoff 1923 auf einen Wettbewerb um ein Stipendium des Stern’schen Konservatoriums der Musik aufmerksam. Er sang dort vor und belegte unter zahlreichen Bewerbern den 3. Platz. Er erhielt Gesangsunterricht bei Fräulein Gotz und Fräulein Recke. Ari Leschnikoff erzählte später, dass Olga Knipper-Tschechova (die Frau von Anton Tschechov), Professor Jaques Stuckgold und der Tenor Richard Tauber von ihm begeistert waren. Sie ermunterten ihn, seine Ausbildung fortzusetzen. Nebenbei arbeitete Leschnikoff inzwischen als singender Kellner im Restaurant „Kirov“. Dort machte er die Bekanntschaft von Erwin Bootz, der häufig als Gast in das Lokal kam.

Sein erstes Engagement als Chorsänger erhielt Ari Leschnikoff im August 1926 am Großen Schauspielhaus in Berlin für das Singspiel „Mikado“. Er wurde auch als Solist für kleine Partien eingesetzt. Dort lernte er Robert Biberti und Roman Cycowski kennen. Durch Robert Biberti kam Leschnikoff im März 1928 zu den Melodiemakers, wo er den ersten Tenor Louis Kaliger ersetzte, der nur kurzzeitig im Ensemble mitwirkte. Wenige Tage später brachte er seinen Bekannten, den Pianisten Erwin Bootz, mit ins Ensemble. Ari Leschnikoff war laut Vertrag wie alle anderen Mitglieder ein gleichberechtigter Gesellschafter. Bereits am 24. April 1928 gehörte er neben Harry Frommermann, Walter Nussbaum, Theodor Steiner, Robert Biberti und Erwin Bootz zu den Unterzeichnern eines Tarif-Einheits-Vertrages zwischen der Gruppe, die sich hier „The Melodie Makers“ nannte, und dem Kabarett der Komiker für die Zeit vom 1. bis 30. September 1928. Zu dieser Zeit lebte Ari Leschnikoff noch zur Untermiete in der General-Pape-Straße 50 c in Berlin-Schöneberg.

Ari Leschnikoff wurde mit seiner extrem hohen Tenorstimme eine der tragenden Säulen der Comedian Harmonists. Er arbeitete hart an seiner deutschen Aussprache, da er teilweise mit führender Stimme oder in solistischen Passagen sang. Wie die anderen profitierte er, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte, von den immensen Einnahmen der Gruppe. Da er selbst an den Kompositionen und Arrangements und an den organisatorischen Angelegenheiten der Gruppe nicht beteiligt war, dachte man ihm eine andere Aufgabe zu: Er hatte vor den Auftritten den ordnungsgemäßen Zustand der Bühnenkleidung aller Mitglieder zu kontrollieren. Während eines Engagements der Comedian Harmonists für die Revue „Zwei Krawatten“ im November 1929 am Berliner Theater lernte Leschnikoff seine erste Frau Delphine Adéle Germaine David (* 20.2.1906 in London) kennen, die dort als Tänzerin auftrat. Sie stammte aus England und hatte zum Teil irische Vorfahren. Am 6. Mai 1930 wurde ihr gemeinsamer Sohn Ari geboren, der aber bereits einen Tag später verstarb.
Aus seiner nächsten Wohnung in der Leibnitzstraße 78, wo er noch zur Untermiete wohnte, zog Ari Leschnikoff Anfang 1932 in eine eigene Wohnung in der Kantstraße 142. Diese und alle seine späteren Berliner Wohnungen lagen im Stadtbezirk Charlottenburg. Im selben Jahr heiratete er Delphine David. Im August 1932 erwarb er den Führerschein und kaufte sich einen eigenen Wagen. Die künstlerischen Sommerpausen verbrachte Ari Leschnikoff meist in seiner Heimat Bulgarien. Ab 1933 wohnte Familie Leschnikoff in der Niebuhrstraße 5. Wahrscheinlich sind bis 1933 bereits Solo-Aufnahmen Leschnikoffs für die österreichische Columbia-Filiale entstanden, weitere geplante Produktionen mussten aber wegen einer Einfuhrsperre in Bulgarien aufgegeben werden.

1935 wurde Ari Leschnikoff – ebenso wie Erwin Bootz und Robert Biberti – Mitglied der Reichsmusikkammer und wurde unter der Mitgliedsnummer I 3883 geführt. Durch ein entsprechendes Schreiben vom 22. Februar 1935 wurde ihm die Erlaubnis erteilt, weiter in Deutschland aufzutreten. Er wohnte inzwischen mit seiner Frau in der Fredericiastraße 3. Kurz darauf lösten sich die Comedian Harmonists auf, und Ari Leschnikoff wurde zu einem der Mitinhaber des Meistersextetts. Quasi als Arbeitgeber unterschrieb er die Arbeitsverträge der angestellten Mitglieder. Das Meistersextett konnte seine Konzerttätigkeit und auch Plattenaufnahmen sehr schnell aufnehmen, erreichte aber nicht mehr das künstlerische Niveau der Comedian Harmonists.

Am 22. Mai 1938 wurde in London Leschnikoffs Sohn Simeon Michael geboren. Zwischen 1934 und 1939 machte Ari Leschnikoff neben seiner Mitwirkung bei den Comedian Harmonists bzw. beim Meistersextett zahlreiche Soloaufnahmen in Berlin. Bekannt sind bislang ca. 40 Aufnahmen folkloristischer Lieder mit dem Orchester Karl Rockstroh bei der Firma Pallas für das bulgarische Label Orfej, in denen Leschnikoff über sein Volk und seine Heimat singt. Auch traditionelle Volksweisen sind darunter. Die Aufnahmen waren für den bulgarischen Markt bestimmt. Die Lieder der Comedian Harmonists und des Meistersextetts waren dort nicht verbreitet und nur selten im Rundfunk zu hören, gastiert haben beide Ensembles dort nie.

Nachdem Erwin Bootz im Frühjahr 1938 das Meistersextett verlassen hatte, waren Robert Biberti und Ari Leschnikoff dessen alleinige Gesellschafter. Unmittelbar danach kam es zwischen beiden zu schweren Auseinandersetzungen über künstlerische und finanzielle Fragen. Ari Leschnikoff ergriff für Fred Kassen, Herbert Imlau und Alfred Grunert Partei, denen versprochen worden war, dass sie nach drei Jahren Tätigkeit als Angestellte mit einem Fixum nunmehr vollwertige Gesellschafter des Meistersextetts werden sollten, was Biberti ihnen jedoch verwehrte. Biberti versuchte immer, diese Auseinandersetzungen ins Persönliche zu ziehen und als „Disziplinlosigkeiten“ auszulegen.
Schließlich zeigte Biberti nach verbalen Auseinandersetzungen mit Leschnikoff auf Proben diesen Ende April 1939 wegen Bedrohung und Nötigung bei der Polizei an, wurde jedoch auf den Privatklageweg verwiesen. Außerdem wandte er sich in einer Selbstanzeige an die Devisenstelle beim Regierungspräsidenten von Berlin und behauptete, Leschnikoff würde ihn wegen einbehaltener Devisen erpressen. Ferner ersuchte Biberti auch die Reichsmusikkammer um Vermittlung. Daraufhin wurden die Mitglieder des Meistersextetts Anfang Mai 1939 einzeln zur Reichsmusikkammer einbestellt und befragt, jedoch ohne Ergebnis. Diese Querelen führten schließlich zu einem Geheimabkommen zwischen Imlau, Kassen, Leschnikoff und Rudolf Zeller vom 23. Mai 1939, wonach sie ab dem 1. September 1939 gemeinsam und zu gleichen Teilen und Rechten zusammen weiterarbeiten wollten, jedoch „… ab 1. September 1939 nicht mehr in irgendwelche Geschäftsverbindung mit Herrn Robert B i b e r t i …“ treten würden.

Ari Leschnikoff reiste Anfang August 1939 zu seiner Frau Delphine und seinem Sohn nach Sofia. Sie wohnten dort in der Bratia Meladinowi Nr. 37 bei Naumoff (möglicherweise handelte es sich um den unten genannten Komponisten). Vermutlich hatte Leschnikoff die Absicht, unmittelbar nach der Sommerpause wieder nach Berlin zurückzukehren, um mit den anderen Kollegen absprachegemäß eine neue Gruppe zu bilden. Im August 1939 erreichte ihn jedoch in seiner Heimat im Zuge einer allgemeinen Mobilmachung eine Einberufung zu einem dreimonatigen Reservemanöver in Sliven im Südosten Bulgariens, an dem er ab dem 26. August beim 11. Infanterieregiment als Oberleutnant der Reserve teilnahm. Delphine Leschnikoff schrieb an Robert Biberti und teilte ihm mit, dass ihr Mann zum Militär eingezogen worden ist und nicht zur ersten geplanten Probe am 5. September in Berlin zurück sein kann, sondern frühestens am 15. September vom Militär frei kommt. Dennoch löste Biberti bereits am 9. September 1939, eine Woche nach Kriegsbeginn, das ohnehin hoffnungslos zerstrittene Meistersextett wegen „höherer Gewalt“ auf, das heißt er entließ die Angestellten Alfred Grunert, Herbert Imlau und Fred Kassen fristlos und sagte die bis zum Jahresende geplanten Konzerte in Bayern, Schlesien und Ostpreußen ab. Von Leschnikoffs Ehefrau erhielt er in der Folge weitere Briefe aus Sofia, worin sie ihm mitteilte, dass ihr Mann in Bulgarien an einem Manöver teilnimmt, dass sie ihn bald zurück erwarte und beide bereits Fahrkarten für die Rückreise nach Deutschland gekauft hätten. Doch Biberti unterstellte Leschnikoff offenbar, dass dieser absichtlich nicht zurückkommt. Am 14. November 1939 kündigte er schließlich seinem Mitgesellschafter Leschnikoff und teilte dies dessen Ehefrau Delphine schriftlich mit.

Nach dem Ende der Reserveübung am 16. Oktober 1939 sprach Ari Leschnikoff mehrfach in der Passabteilung der deutschen Gesandtschaft in Sofia vor und wies auf seine Engagements in Deutschland und eine gegen ihn laufende Räumungsklage hin. Schließlich konnte er am 18. Dezember 1939 wieder ausreisen und traf am 21. Dezember in Berlin ein. Robert Biberti war bereits wieder auf der Suche nach neuen Mitgliedern für das Meistersextett. Zeitgleich versuchten die ehemaligen Mitglieder eine neue Gruppe ohne Biberti auf die Beine zu stellen. Schließlich rief Leschnikoffs Anwalt Dr. Jeremias bei Biberti an und teilte ihm lapidar mit, dass die übrigen Mitglieder der Gruppe am kommenden Tag einen Vertrag schließen werden, und dass er, wenn er Interesse hätte, in der neu gebildeten Truppe mitzuwirken, auch hinkommen könne. Biberti, der sich als Gründer und neben Leschnikoff als alleiniger Inhaber des Meistersextetts betrachtete, war tief beleidigt. Bereits einen Tag später drohte sein Anwalt dem Anwalt Leschnikoffs rechtliche Schritte an. Schließlich lenkten beide Seiten ein und vereinbarten weitere Verhandlungen für Anfang Januar 1940, die nach längerem Briefwechsel und einigen Gesprächen schließlich daran scheiterten, dass Leschnikoff auf einer weiteren Mitwirkung von Fred Kassen bestand, was Biberti kategorisch ablehnte.

Inzwischen verlegte sich Asparuch Leschnikoff darauf, wieder solistische Pläne zu verwirklichen. Am 17. Februar 1940 reiste er nach vollständiger Auflösung seiner Wohnung in der Sybelstraße 8 nach Sofia. Zuvor hatte er sich von der Reichsmusikkammer eine Bescheinigung über Art und Dauer seiner künstlerischen Tätigkeit in Deutschland ausstellen lassen und über seinen Anwalt die durch Biberti erfolgte Kündigung als Gesellschafter bestätigt. Daraufhin ersuchte Biberti im März 1940 die Reichsmusikkammer um Unterstützung bei der Durchsetzung von Schadenersatzforderungen gegenüber Leschnikoff. Doch trotz der Zerwürfnisse setzte Biberti im Frühjahr 1940 alles daran, die Gruppe unter den Kriegsverhältnissen doch wieder in Gang zu bringen und auch Leschnikoff wieder für eine Mitarbeit im Meistersextett zu gewinnen. So schrieb er mit Datum vom 11. April 1940 per Einschreiben nach Sofia: „Lieber Ari! Was ist blos los mit Dir! Wo bleibst Du! Ich muß Dich unbedingt sprechen! Mir geht es nicht gut. Hoffentlich erreicht Dich dieser Brief. Schreibe mir, bitte, sofort!“. Doch Leschnikoff hatte offenbar andere Pläne. Inzwischen war unerwartet der Pianist Rudolf Zeller verstorben, und Biberti, der einigen Konzertagenten bereits Hoffnung auf ein baldiges Auftreten des Meistersextetts gemacht hatte, konnte erst im Dezember 1940 wieder mit einer neuen Besetzung der Gruppe aufwarten. Aus diesen Umständen nährte sich der lebenslange Hass Bibertis auf Ari Leschnikoff und Fred Kassen.

Um diese Zeit ranken sich zahlreiche Legenden. Dass Ari Leschnikoff „nazistisch eingestellt“ gewesen sei, wie Robert Biberti nach dem Krieg immer wieder behauptete, ist nicht nachvollziehbar. Leschnikoff war kein Mitglied der NSDAP oder anderer NS-Organisationen. Zur Mitgliedschaft in der Reichsmusikkammer war er – wie alle anderen Künstler auch – per Gesetz gezwungen. Professor Czada schrieb anlässlich einer Gesamtausgabe der Meistersextett-Aufnahmen im Jahr 2003: „Daß Leschnikoff in diesem Zusammenhang Biberti bei der Gestapo denunzierte, so daß er dort verhört und bedroht worden sei, entspricht mit ziemlicher Sicherheit nicht den Tatsachen.“ Auch dass Leschnikoff angeblich keine Noten lesen konnte und als geizig galt, zählt wohl zu den zahlreichen Legenden, die später über ihn verbreitet wurden. Bekannt ist, dass er in seiner Berliner Zeit leidenschaftlicher Sportler und Reiter gewesen ist. Trotz oder gerade wegen seiner Herkunft aus einfachen Verhältnissen war er herzlich und humorvoll.

1940 entstanden in Bulgarien Soloaufnahmen von Asparuch Leschnikoff mit einem unbekannten Orchester auf dem Label Mikrophon, darunter Tangos, Foxtrotts, Paso Dobles und Rumbas. Möglicherweise war er sogar geschäftlich an der gleichnamigen Firma mit Sitz am Boulevard K. Stoiloff Nr. 16a in Sofia beteiligt. Auf einem Werbezettel der Firma für den Zeitraum 1940/1941 wird er mit einem Foto als „künstlerischer Leiter der MIKROPHON-Verbundgesellschaft für Industrie und Handel Sofia“ genannt. Aufgenommen wurden Titel von Miljo Bassan, Josif Zankov, Ivan Naumoff, Otto Liebich, Peter Radoev, Ljudmil Babev und anderen. Bei einigen Aufnahmen ist Ari Leschnikoff im Duett mit anderen bekannten Künstlern wie Michail Michailow und Nadja Nozharova zu hören. Insgesamt wird die Zahl seiner Aufnahmen in bulgarischer Sprache auf über 100 geschätzt. Dazu kamen mindestens 16 weitere Solo-Aufnahmen mit dem Orchester Siegfried Muchow für das Label Mikrophon, die wahrscheinlich bereits in Deutschland entstanden waren.

Im Herbst 1941 kehrte Ari Leschnikoff erneut nach Berlin zurück und nahm sich eine Wohnung in Charlottenburg in der Hohenstaufenstraße 66. Grund für seinen Aufenthalt in Berlin waren vermutlich Plattenaufnahmen für das Label Patria, bei denen ein „Ari-Terzett“ die Titel „Lili Marleen“ und „Tapfere kleine Soldatenfrau“ singt und vom Orchester Meg Tevelian begleitet wird. Daneben versuchte Ari Leschnikoff, in Deutschland als Tenor Solokonzerte zu geben. Mit der Bitte um Vermittlung solcher Auftritte wandte er sich auch in mehreren Briefen an den Konzertagenten Erich Knoblauch in Dresden, der bereits Konzerte für die Comedian Harmonists und das Meistersextett organisiert hatte. Doch dieser lehnte das Ansinnen ab, weil solche Auftritte angeblich nicht der Geschäftskonzession seiner Agentur entsprachen, wohl aber auch aus Solidarität mit Biberti. Inzwischen hatte Ari Leschnikoff seinen Wohnsitz in der Barbarossastraße 40 in Berlin.

Ende Februar 1942 kam es in Berlin zu einer zufälligen, aber folgenlosen Begegnung zwischen Ari Leschnikoff und Robert Biberti in einem Restaurant. Das Meistersextett existierte zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr. Biberti, dem die Absichten Leschnikoffs durch Knoblauch bekannt waren, versuchte bei den ihm bekannten Konzertagenten, die Bewerbungen Leschnikoffs zu hintertreiben.

Offenbar kehrte Ari Leschnikoff bald darauf nach Bulgarien zurück, da in Berlin im dritten Kriegsjahr kaum noch Auftrittsmöglichkeiten bestanden. Seine Ersparnisse investierte er in ein vierstöckiges Mietshaus in der Venelin-Straße in Sofia, in dem er auch selbst mit Frau und Sohn lebte. Wahrscheinlich nahm er in Sofia bis zum August 1942 bei der Firma Mikrophon noch zahlreiche weitere Lieder in seiner Muttersprache auf. Aufnahmen dieser Art sind im Katalog der Firma Orfej noch bis Ende der Vierziger Jahre zu finden. Sicherlich wurde Ari Leschnikoff dadurch auch in seiner Heimat allmählich populär.
Bulgarien war am 1. März 1941 an der Seite der Achsenmächte in den Krieg gegen Jugoslawien und Griechenland eingetreten und hatte den USA und Großbritannien den Krieg erklärt. Im August 1942 wurde Ari Leschnikoff als Hauptmann der Reserve wieder zur bulgarischen Armee eingezogen und zum Stellvertreter des Bahnhofskommandanten von Sofia gemacht, ab 1943 war er Bahnhofskommandant. Am 10. Januar 1944 wurde sein Haus in Sofia durch Fliegerbomben zerstört. Familie Leschnikoff hatte alles verloren und hauste in einer Notunterkunft bei Bekannten. Im März 1944 wurde Ari Leschnikoff demobilisiert. Nach dem Sturz des Zaren Simeon II. und der Errichtung einer Volksregierung unter Georgi Dimitroff im September 1944 wechselte Bulgarien die Seiten und kämpfte von da an gegen Deutschland. Seit dieser Zeit organisierte Leschnikoff Künstlergruppen, die vor Studentenbrigaden auf Baustellen auftraten, aber auch in Kinos und bei Kulturveranstaltungen. Nach dem Einmarsch der Sowjetarmee und dem Ende des Krieges in Bulgarien änderte sich Leschnikoffs Situation kaum. Zwar trat er gelegentlich noch als Folkloresänger auf Bühnen und im Radio auf und seine Frau gab privaten Sprachunterricht, aber beide lebten in ärmlichen Verhältnissen.

Robert Biberti versuchte nach 1945 vehement, Ari Leschnikoff und Fred Kassen für den Zusammenbruch des Meistersextetts verantwortlich zu machen. Er zeigte beide bei der Entnazifizierungskommission in Berlin an, unter anderem mit der Behauptung, Leschnikoff hätte ein großes Hitlerbild in seiner Wohnung zu hängen gehabt, das mit zahlreichen Hakenkreuzfähnchen geschmückt gewesen sei. Biberti beschimpfte auch Kassen, dieser hätte Leschnikoff gegen ihn aufgehetzt und beide hätten ihn bei der Reichskulturkammer angezeigt, unter anderem wegen angeblicher Verweigerung des Hitlergrußes, woraufhin tagelange Verhöre bei der Gestapo erfolgten, bei denen Biberti auch geschlagen worden sei. All diese Behauptungen sind durch nichts bewiesen.

1946, als Bulgarien unter russischer Besatzung stand, reiste Leschnikoffs Ehefrau Delphine mit dem gemeinsamen Sohn Simeon nach England aus. Sie wollte dem neuen politischen System in Bulgarien entfliehen und hoffte, in England auch materiell bessergestellt zu sein. Ursprünglich wollte die gesamte Familie Bulgarien wegen der wirtschaftlichen Not verlassen, Ari Leschnikoff wurde aber an der Ausreise gehindert, da er nicht wie seine Frau und sein Sohn die britische Staatsbürgerschaft besaß. Obwohl anfangs die Absicht bestand, Ari Leschnikoff auf irgendeine Weise nach England nachkommen zu lassen, haben sie sich nie wiedergesehen. Anfangs bestand noch einige Zeit brieflicher Kontakt und Delphine unterstützte Ari auch finanziell. In einem Brief an Herbert Imlau schrieb Leschnikoff im Januar 1957: „Lange Zeit habe ich auch von meinem Sohn aus London nichts mehr gehört. Ich bin geschieden, und meine Frau ist auch dort.“ Wenig später schrieb er, dass sein Sohn Maschinenbauingenieur ist und seine Frau 1958 in London gestorben sei. In der Fernsehdokumentation von Eberhard Fechner von 1976 sagte Ari Leschnikoff ebenfalls über seine erste Frau, diese sei verstorben. Tatsächlich lebte Delphine Leschnikoff aber bis zu ihrem Tod 1999 in London. Diese und andere falsche Behauptungen mögen mit den damaligen politischen Verhältnissen in Bulgarien zusammenhängen. Eine Ausreise war für Leschnikoff unmöglich geworden, und private Kontakte jenseits des Eisernen Vorhangs könnten für ihn kompromittierend gewesen sein.

Im Januar 1947 erschien in Bulgarien der Spielfilm „Zurück im Leben“ (Otnovo v zhivota), in dem Ari Leschnikoff als Solist mit einem Tango zu hören ist. Ab 1951 betätigte er sich noch einmal in einem Gesangs-Ensemble: Der Opernsänger Georgi Beltschev stellte eine A-Capella-Gruppe zusammen, in der Ari Leschnikoff als erster Tenor sang und die 1954 mit der bereits von den Comedian Harmonists und dem Meistersextett bekannten Ouvertüre zum „Barbier von Sevilla“ an einem Wettbewerb der Unterhaltungskunst teilnahm. Offenbar war aber dieser Gruppe, auch angesichts des sich inzwischen wandelnden Musikgeschmacks, kein Erfolg beschieden.

1952 heiratete Ari Leschnikoff in Sofia die wesentlich jüngere Kindergärtnerin Saschka Andrejeva Siderova (1928–2003). Zuvor hatte er von seiner ersten Frau schriftlich die Scheidung verlangt, was diese aber ablehnte. Daraufhin wurde seine erste Ehe in Bulgarien annulliert. Da mit dem Singen kein Geld mehr zu verdienen war, arbeitete er jetzt als Hilfsarbeiter, später Lagerarbeiter in einer Fabrik. 1955 wurde sein Sohn Anri geboren. Ari Leschnikoff fand kaum noch Gelegenheit für künstlerische Betätigungen, stattdessen musste er sich mit Gelegenheitsarbeiten zufrieden geben, unter anderem als Parkaufseher und Nachtwächter. Die Familie lebte lange Zeit behelfsweise in einem Laden in Sofia, vom Verkaufsraum nur durch einen Vorhang getrennt. Sie lebten von den kärglichen Einkommen, ab 1957 war Ari Leschnikoff einige Zeit arbeitslos.

1957 erschien in der westdeutschen Illustrierten „Constanze“ eine Artikelserie über die Comedian Harmonists, auch mit Bildern Ari Leschnikoffs. Ein bulgarischer Arzt und Bekannter Leschnikoffs aus dessen frühen Berliner Jahren las zufällig einen der Artikel und informierte Leschnikoff über die Veröffentlichung. Allerdings stand dort: „Leschnikoff, der bulgarische Tenor, ist verschollen.“ Sofort schrieb Ari Leschnikoff an die Redaktion der „Constanze“ einen Brief, der in einer der folgenden Ausgaben veröffentlicht wurde: „… Mit Tränen vor Rührung las ich den Artikel und beschaute mir die Bilder. … Von A bis Z habe ich alles aufmerksam gelesen, und im Schluß erfuhr ich, dass über Ari Leschnikoff keine Angaben vorliegen, da er verschollen sei. Und wie Sie nun sehen, ist Ari Leschnikoff wieder da! Das hohe C ist nach wie vor da, ja sogar forte, obgleich ich das Rauchen immer noch nicht aufgegeben habe….“
Nach diesem Lebenszeichen schrieb zuerst Herbert Imlau an Ari Leschnikoff. Ermuntert durch den wiedergewonnenen Kontakt nach Deutschland schrieb Ari Leschnikoff im August 1957 einen handschriftlichen Brief auf Deutsch an Robert Biberti. Er erkundigte sich nach dem Verbleib der anderen Mitglieder der Comedian Harmonists und des Meistersextetts sowie nach Bibertis Bruder Leopold. Er fragte an, ob Biberti ihm die übrigen Teile des „Constanze“-Artikels besorgen könne, ob er zu früheren Kontoguthaben Leschnikoffs recherchieren könne, und bat außerdem in seiner Not um Brillengläser. Sein Brief blieb ohne Resonanz. Fast zwei Jahre später schrieb Ari Leschnikoff erneut an Biberti und teilt ihm mit, dass sich nach dem „Constanze“-Artikel auch die Electrola auf Betreiben Herbert Imlaus bei ihm gemeldet hätte und ihm einige Comedian-Harmonists-Platten geschickt habe, da er nach dem Verlust seines Hauses nicht eine einzige Platte der Gruppe mehr besaß. Außerdem bat er Biberti, die von ihm treuhänderisch verwalteten Tantiemen zu überweisen und Kopien der Electrola-Abrechnungen zu übersenden. Auch auf diesen Brief erhielt Ari Leschnikoff nie eine Antwort.
Im Jahr 1960 versuchte Herbert Imlau auch, Robert Biberti für eine Renaissance des Meistersextetts zu begeistern: „… Demnach lebt Ari noch und es ist an sich ein Trauerspiel, daß wir nicht zusammen irgendwie und irgendwo uns nochmals zeigen. Das Triumvirat Biberti, Bootz und Leschnikoff lebt und die übrigen Mitglieder des M.-S. sind auch da, Kassen, Grunert und Imlau. Sollte man das so einfach übergehen und nicht versuchen, daraus Schaum zu schlagen? Und wenn es nur am Fernsehen ist oder wäre? Bitte überlege Dir das doch einmal?“ Aber Biberti blieb unerbittlich. Vorausgegangen war ein ausführlicher Brief Leschnikoffs an Herbert Imlau, in dem er seinen ehemaligen Kollegen auch um Unterstützung bei der Beschaffung von Zahnersatz bat.

Ein Teil von Leschnikoffs Soloaufnahmen wurde nach dem Krieg in Bulgarien wiederveröffentlicht. Eine der ersten Pressungen der staatlichen bulgarischen Schallplatten-Firma Balkanton war eine Single mit zwei Titeln von Milo Bassan und Texten von Assen Raszvetnikov. Anfang der 1960er Jahre veröffentlichte die Firma acht der früheren Aufnahmen von Ari Leschnikoff auf der EP Balkanton 446 sowie eine Auskopplung von sechs seiner Aufnahmen zusammen mit Liedern der Sängerin Nadja Sotirova auf der LP BTA 446.
Offenbar arbeitete Ari Leschnikoff auch nach seiner offiziellen Berentung im Jahr 1962 aus finanziellen Gründen weiter als Hilfsarbeiter in den Stadtparks von Sofia. Er wohnte dort unter der Adresse Boulevard Totleben Nr. 75. Anfang 1965 wurde er von einem Liebhaber der Musik der Comedian Harmonists aus Dresden in die ehemalige DDR eingeladen. Durch Zufall hatte dieser zwei Jahre zuvor Ari Leschnikoff in Bulgarien ausfindig gemacht. Während seines fast zweimonatigen Aufenthalts in Ostdeutschland wurde Ari Leschnikoff als ehemaliges Mitglied der weltbekannten Gruppe in Dresden, Leipzig, Magdeburg, Schwerin und Berlin gefeiert, wo er auch zu einem Empfang im Friedrichstadtpalast, vor dem Krieg als Großes Schauspielhaus der Ort erster triumphaler Erfolge der Comedian Harmonists, eingeladen wurde. Über die Veranstaltungen erschienen im Februar 1965 zahlreiche Presseartikel in ostdeutschen Zeitungen, so in der Kulturzeitschrift „Das Magazin“, in der Illustrierten „Zeit im Bild“ und in der Fernsehzeitschrift „FF dabei“. Im gleichen Monat entstand bei Radio DDR im Studio Dresden die Sendung „Irgendwo auf der Welt“ mit Ari Leschnikoff, moderiert von Hans-Joachim Wolfram. Auch Robert Biberti erhielt von dem Erscheinen Leschnikoffs im Ostteil Berlins Kenntnis, reagierte aber nicht darauf. Im gleichen Jahr wandte sich Ari Leschnikoff schriftlich an die Electrola wegen der Tantiemen früherer Aufnahmen. Da aber das Electrola-Archiv in der Schlesischen Straße 26 im Krieg durch Bombenschäden weitgehend zerstört worden war, verwies man ihn an Robert Biberti. Dieser behauptete, Ari Leschnikoff hätte mit dem Ausscheiden aus dem Meistersextett im Jahr 1939 auf sämtliche Ansprüche verzichtet. Spätere Lizenzeinnahmen hätten sogar zur Tilgung der an Leschnikoff ausgezahlten Vorschüsse verwendet werden müssen.
Vermutlich zur gleichen Zeit entstand in Bulgarien eine Fernsehaufnahme mit Ari Leschnikoff. Er singt dort, begleitet von einem Orchester und untermalt mit ein paar Tänzerinnen, den Titel „Leidenschaftlich liebe ich die Frauen“ von Josif Zankov.

Bei einem erneuten Aufenthalt Leschnikoffs in der DDR im Jahr 1968 empfing der Berliner Friedrichstadtpalast den einstmals berühmten Tenor feierlich, machte ihn zum Ehrenmitglied und verlieh ihm die goldene Ehrennadel des Hauses. Möglicherweise führten diese Ehrungen dazu, dass Ari Leschnikoff auch in seinem Heimatland „wiederentdeckt“ wurde. Im September 1968 erschien in der bulgarischen Zeitung „Pogled“ ein Artikel mit dem Titel: „Asparuch Leschnikoff – Star der 30er Jahre“ von Alexander Abadijev. Nach seinen Aufenthalten in Ost-Berlin soll Ari Leschnikoff eine neue Wohnung und eine höhere Rente erhalten haben. Außerdem nahm er zu dem bekannten Rechtsanwalt Professor Friedrich Karl Kaul in Ost-Berlin Kontakt auf, um seine Tantiemen-Ansprüche durchzusetzen.
Auch andere Kontakte Leschnikoffs in die ehemalige DDR sind bekannt. Sie führten 1971 zur Veröffentlichung einer LP des staatlichen Schallplatten-Labels Amiga mit 12 Comedian-Harmonists-Titeln, für deren Cover Ari Leschnikoff ein Gruppenfoto beisteuerte (AMIGA 8 45 089). Zu dieser Zeit war er noch immer als Gärtner beim städtischen Gartenamt von Sofia angestellt und im Zentralpark beschäftigt. In seiner Wohnung in der Suhodolska-Straße 2 bewahrte er unter dem Bett einen Koffer voller Erinnerungen an seine Zeit in Deutschland auf: Fotos, Partituren, Verträge, persönliche Dokumente und Schallplatten.

Im Juli 1973 rückte trotz aller Ressentiments ein Wiedersehen Leschnikoffs mit seinen früheren Mitstreitern in greifbare Nähe. Durch den Senat von Berlin wurde die Idee verfolgt, die Comedian Harmonists anlässlich des 45. Jahrestages ihrer Gründung noch einmal zusammen auftreten zu lassen. Robert Biberti schrieb diesbezüglich an Roman Cycowski: „Mit Erwin habe ich mich bereits abgesprochen. Im Falle Leschnikoff bin ich bereit, alle persönlichen Gefühle zurückzustellen, dsgl. auch Harry betreffend.“ Leider wurde dieses Vorhaben aber nicht verwirklicht.

1974 erschien eine weitere bulgarische LP (Balkanton BTA 1645) mit sieben der frühen Soloaufnahmen von Ari Leschnikoff mit den Orchestern Karl Rockstroh oder Mikrophon, dazu sechs Aufnahmen der Comedian Harmonists und des Meistersextetts. Auf dem Plattencover wird die Lebensgeschichte von Ari Leschnikoff auf Bulgarisch und auf Deutsch erzählt. Vermutlich zur gleichen Zeit entstand in Bulgarien eine Fernsehaufnahme mit Ari Leschnikoff. Er singt dort, begleitet von einem Orchester und untermalt mit ein paar Tänzerinnen, den Titel „Leidenschaftlich liebe ich die Frauen“ von Josif Zankov.
In Deutschland erschien etwa um die gleiche Zeit die Doppel-LP Electrola 134-1563251 mit Titeln der Comedian Harmonists, des Meistersextetts sowie mit Soloaufnahmen der ehemaligen Mitglieder Biberti, Bootz, Cycowski, Frohman, Leschnikoff und Zeller. Ari Leschnikoff ist hier mit dem Titel „Zwei Tränen“ vertreten, einer Aufnahme mit dem Orchester Karl Rockstroh, komponiert von Ivan Velev.

Anfang Dezember 1975 interviewte Eberhard Fechner den inzwischen 79-jährigen Ari Leschnikoff in Sofia für seine Fernsehdokumentation „Die Comedian Harmonists – Sechs Lebensläufe“. Noch immer lebte Leschnikoff in bitterer Armut. Zur bundesweiten Erstausstrahlung im Frühjahr 1976 war Leschnikoff ursprünglich nach Deutschland eingeladen, musste aber aus gesundheitlichen Gründen absagen. Danach erhielt er zahlreiche Briefe und Päckchen von Verehrern der Comedian Harmonists aus Deutschland. Einige Zeitschriften berichteten ausführlich über die Gruppe, darunter die Illustrierten „Gong“ und „Hörzu“. Erwin Bootz, der langjährige Pianist der Comedian Harmonists und des Meistersextetts, wird im „Hamburger Abendblatt“ zitiert: „Wenn ich Aufnahmen der ‚Comedian Harmonists‘ höre, so sehe ich meine damaligen Kollegen so, wie sie zu der Zeit aussahen. Und dann erscheinen sie nach Jahrzehnten plötzlich zum erstenmal in ihrer Altersgestalt. Da sitzt ein kleines, hutzeliges Männlein, das einst der umschwärmte erste Tenor des Ensembles war – Ari Leschnikoff – und erzählt leise und zart seine Geschichte. Ich muß gestehen, ich habe geweint.“
Ermuntert durch die wiedergewonnene Popularität der Gruppe wandte sich Ari Leschnikoff nach Briefwechsel mit Erwin Bootz und Herbert Imlau im Jahr 1975 erneut an die Electrola wegen der Tantiemen der Comedian Harmonists und des Meistersextetts. Immerhin hatte man dort inzwischen vier neue Doppelalben mit Aufnahmen beider Gruppen herausgebracht. Wiederum machte Robert Biberti ihm seine Ansprüche streitig. Ari Leschnikoff hat nach seinem Ausscheiden aus dem Meistersextett wahrscheinlich nie einen Anteil aus den teilweise üppigen Tantiemen- oder Lizenzzahlungen aus Deutschland erhalten. Sein Anspruch darauf konnte nie geklärt werden, ein diesbezüglicher Rechtsstreit vor einem Berliner Amtsgericht, bei dem es auch um die Ansprüche von Erwin Bootz ging, zog sich jahrelang ergebnislos hin. Für seine bulgarischen Platten erhielt Leschnikoff nur sehr spärliche Tantiemen.

Am 27. Juni 1977 fand in Leschnikoffs Heimatort Haskovo ein Festakt anlässlich seines 80. [sic!] Geburtstages statt. Dort wurde ein Erlass des bulgarischen Staatsrates verlesen, wonach ihm der St.-Kiril-und-Methodius-Orden Erster Klasse verliehen wurde. Den Orden erhielt er aus den Händen der Direktorin von Radio Sofia, Jonka Kotseva. Außerdem erhielt er die Original-Matrix der bulgarischen LP von 1974 geschenkt. Musik hatte ihn sein ganzes Leben lang begleitet, auch in schwierigen Zeiten.

Am 31. Juli 1978, kurz nach seinem 82. Geburtstag, starb Asparuch Leschnikoff, der in seiner Heimat auch „Ritter des hohen f“ genannt wurde, in Sofia. Sein Grab befindet sich dort auf dem Malashevtzi-Friedhof. Die „Berliner Zeitung“ veröffentlichte am 23. August 1978 einen Nachruf, den Robert Biberti in seinem Archiv verwahrte.
Nach dem Tod von Ari Leschnikoff schenkte seine Ehefrau seinen musikalischen Nachlass dem bulgarischen Staatsarchiv. Dokumente daraus wurden 1999 in der Zeitschrift „Archiven Pregled“ veröffentlicht.

In den 1980er Jahren wurden einige Titel Leschnikoffs wieder veröffentlicht, so zum Beispiel die Serenade „Der weiße Brunnen“, eine Komposition von Ivan Poptoschev, auf der Doppel-LP „Lieder für die Seele – Bulgarische Volkslieder der 1930er bis 1960er Jahre“ (Balkanton BHA 12301/302). Nach dem Erfolg des Kinofilms „Comedian Harmonists“ von Joseph Vilsmaier aus dem Jahr 1997 besann man sich auch in Bulgarien erneut des berühmten kleinen Tenors, der einst in ganz Europa bekannt war. Die inzwischen privatisierte Firma Balkanton brachte 1998 eine CD mit 11 früheren Soloaufnahmen Leschnikoffs sowie 13 Comedian-Harmonists-Titeln heraus (CD Nr. M.K. 3385/15.12.1998г). Auf dem Cover sind jedoch nicht die Comedian Harmonists, sondern die Hauptdarsteller des Films abgebildet.
Die Illustrierte STERN veröffentlichte in ihrer Ausgabe 26/2003 einen Artikel über das Reiseland Bulgarien. Darin heißt es: „…Die berühmtesten Landsleute sind, außer dem Verpackungskünstler Christo, tot. Spartakus, Dimitroff, Elias Canetti. Der letzte bulgarische Weltstar, Ari Leschnikow von den Comedian Harmonists, endete als Parkwächter.“

Saschka Leschnikova starb 2003 in Sofia. Ari Leschnikoffs Sohn Anri ist studierter Techniker und lebt mit seiner Ehefrau in Sofia.
Delphine Leschnikova – unter diesem Namen ist sie im Londoner Telefonbuch zwischen 1978 und 1982 sowie im britischen Sterbeindex verzeichnet – hat nicht wieder geheiratet. Sie arbeitete als Buchhalterin in London und starb dort im April 1999.
Ari Leschnikoffs Sohn aus erster Ehe, Simeon Michael Leschnikoff war Werbezeichner und heiratete im November 1968 seine Ehefrau Ann, die aus England stammte. Er starb am 4. Dezember 1994. Aus dieser Ehe stammen zwei Enkelinnen Ari Leschnikoffs, die in London leben: Jessica, studierte Sängerin und Pianistin, die als erfolgreiche mehrsprachige Sopranistin eigene Soloaufnahmen mit Liedern von Robert Schumann, Richard Wagner und Clara Wieck mit Klavierbegleitung veröffentlicht hat (CD SFZ Music 0211); www.supersoprano.com. Ihr jüngere Schwester Nancy ist über Großbritannien hinaus als Gestalterin und Illustratorin zahlreicher Kinderbücher bekannt (u. a. „Illustrated Fairytales“, Usborn 2007).

Leschnikoffs Geburtsstadt Haskovo würdigt ihn seit Juni 2015 mit einem Denkmal sowie mit einem jährlichen Festival, bei dem seine und andere Volkslieder von Solisten und Gruppen aufgeführt werden. Im Jahr 2020 erhielten Ari Leschnikoff und seine Frau aus Mitteln einer Kulturstiftung ein Ehrengrab auf dem Sofioter Malashevtzi-Friedhof.

 


Unter Verwendung von Nachlässen und publizierten Quellen.