Erich Collin
von Broody
Erich Max Adolf COLLIN
(eigtl. Erich Max Adolf Abraham)
ab 1949 Eric Abraham Collin
* 26.8.1899 in Berlin
† 29.4.1961 in Los Angeles (USA)
Anm.: Der Name Abraham ist Geburtsname. Während sich seine Mutter nach der Scheidung durch Hinzufügung ihres Mädchennamens Abraham-Collin, später dann Collin-Abraham nannte, benutzte ihr Sohn als Erwachsener bis zu seiner Einbürgerung in die USA neben dem Namen Erich Collin teilweise die Namensvarianten Erich Abraham, Erich Collin Abraham, Erich Abraham-Collin bzw. Erich A. Collin sowie Erich Abraham, gen. Collin.
Erich Collin wurde am 26. August 1899 in Berlin in seinem Elternhaus in der Magdeburger Str. 20 geboren. Sein Vater war der jüdische Kinderarzt Dr. med. Paul Hermann Abraham, Mitglied der Gesellschaft für Kinderheilkunde und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Mutter- und Kindesrecht e. V. Seine Mutter Johanna Elsbeth („Else“) Collin war Hausfrau und evangelischer Religion. Seine Schwester Ilse Charlotte Marie wurde 1892 geboren. Die Zwillinge Bruno und Peter Paul Abraham starben 1894 bereits wenige Tage nach der Geburt. Collins Schwester Anne-Marie, genannt „Mimi“, wurde im Jahr 1902 geboren. Während der Kindheit brachte die Schweizer Gouvernante „Sello“ ihm die französische Sprache, französische Lieder und etwas Harmonielehre bei. Die Familie war sehr musikalisch, der Vater spielte Geige, die Mutter und die Schwestern spielten Klavier. Es ist überliefert, dass Erich Collin mit seinem Vater und dessen Freund Albert Einstein einmal gemeinsam Geige gespielt hat.
Im Jahr 1906 trennten sich die Eltern, Else Collin zog mit ihren Kindern in die Maaßenstraße 34 nahe dem Lützowplatz. Die Kinder besuchten aber den Vater regelmäßig, u. a. in dessen privatem Kindersanatorium „Haus Birkeneck“ in der Viktoriastraße in Neu-Babelsberg (heute zu Potsdam). Ab 1909 besuchte Erich Collin das Mommsen-Gymnasium in der Wormser Straße in Berlin, wo er regelmäßig bei Schülerkonzerten sang. Außerdem nahm er privaten Geigen- und Gesangsunterricht. Nach dem Abitur wurde er kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges noch zum Militär eingezogen, aber bald nach der Grundausbildung wieder entlassen. Von November 1918 bis Sommer 1922 studierte Erich Collin in Berlin und München Medizin. Er wohnte mit seiner Mutter und seinen Schwestern zu dieser Zeit in der Uhlandstraße 31, die Familie zog 1922 in die Fichtestraße 62 in Berlin-Steglitz. Aus unbekannten Gründen brach er das Studium ab und machte ab 1922 eine Lehre als Bankkaufmann und erlebte die Geldentwertung durch die Inflation bis zum November 1923. Im gleichen Jahr starb sein Vater. Von 1924 bis 1927 (laut anderen Quellen von 1925 bis 1929) studierte Erich Collin Gesang und Violine an der Musikhochschule Berlin. Dort machte er die Bekanntschaft von Erwin Bootz.
Im Frühjahr 1929 hatten die Comedian Harmonists künstlerische Probleme mit ihrem zweiten Tenor Willi Steiner, der erst seit März 1929 als Nachfolger von Walter Nussbaum mitgewirkt hatte. Erwin Bootz brachte im März Erich Collin zu den Comedian Harmonists, und die Gruppe probte schon mit Collin als zweitem Tenor, während sie ein Monatsengagement in Hamburg noch mit Steiner absolvierte, der dann Anfang April entlassen wurde. Am 18. April 1929 sang Erich Collin erstmalig bei einer Plattenaufnahme mit. Offenbar passte er sich hervorragend in den Ensembleklang ein und ergänzte vor allem die hohe Stimme Leschnikoffs sehr gut. Obwohl er eine voluminöse Stimme besaß, die durchaus einem Operntenor zur Ehre gereicht hätte, besaß Collin die umso wertvollere Gabe, sich stimmlich zurückzunehmen und den harmonisch anspruchsvollen Part des zweiten Tenors vortrefflich zu beherrschen. Allmählich sorgten die Bühnenerfolge der Comedian Harmonists in Berlin und auch gefeierte Auftritte in anderen Städten Deutschlands für deren Bekanntheit. Mit der Popularität und der zunehmenden Verbreitung auf Schallplatten und im Rundfunk wuchsen auch die Einnahmen.
Collin erledigte innerhalb des Ensembles einen Großteil der Korrespondenz und der geschäftlichen Verhandlungen, insbesondere mit ausländischen Konzertagenturen. Auch für Verhandlungen mit Film- und Schallplattenfirmen hatte er die Vollmacht seiner Kollegen. Ab 1931 besaß er in der Wohnung seiner Mutter in der Fichtestr. 62 einen eigenen Telefonanschluss. Erich Collin galt als der Gentleman oder Bonvivant der Gruppe, er war gebildet, kultiviert, sprach Französisch und trug zuweilen ein Monokel, hatte aber auch den Ruf, ein „zerstreuter Professor“ zu sein.
Im Frühjahr 1930 lernte Erich Collin bei einer Konzertreise nach Frankfurt am Main in einem Tanzlokal Fernande Holzamer, genannt „Nante“ (*11.09.1909 in Paris, †17.08.1995 in Los Angeles) kennen, die Tochter eines deutschen Schneiders und einer Französin. Sie machte in ihrer Heimatstadt Frankfurt gerade eine Lehre als Schneiderin. Am 30. Juni 1931 heirateten beide in Frankfurt am Main. Nach der Heirat trug sie den Familiennamen Abraham, benutzte aber später auch den Doppelnamen Abraham-Collin. Ab 1932 bewohnte Familie Collin eine größere Wohnung in der Carmerstraße 7 in Berlin-Charlottenburg, gegenüber dem Wohnhaus von Robert Biberti. Am 31. März desselben Jahres wurde die gemeinsame Tochter Eva Suzanne, genannt „Suse“ (1932–1994) in Berlin geboren. Ab Oktober 1934 wohnte die Familie in der Landhausstraße 42 in Berlin-Wilmersdorf.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten und der Einrichtung einer Reichskulturkammer wurde Erich Collin zunächst wie alle anderen Künstler als vorläufiges Mitglied aufgenommen und in der Reichsmusikkammer als Erich Abraham unter der Mitglieds-Nummer 12825 geführt. Auch er wurde – wie Harry Frommermann und Roman Cycowski – in einer „Liste der Nichtarier“ erfasst. Obwohl nicht religiös und sogar getauft, war auch Erich Collin vom Rassenwahn der Nationalsozialisten betroffen. Durch den Ausschluss aus der Reichsmusikkammer im Februar 1935 verlor er die Möglichkeit, in Deutschland weiter als Künstler tätig zu sein.
Nach der Emigration nach Wien und der Gründung der Comedy Harmonists war Erich Collin wiederum deren zweiter Tenor. Gemeinsam wohnte er mit seiner Frau Fernande und Tochter Suse in der Wallriessstraße 102 im 18. Wiener Bezirk. Die ausgedehnten Tourneen machten Ehefrau und Tochter aber nicht mit, spätestens seit 1938 blieben beide bei Verwandten in Paris. Ab 1939 wohnte Fernande Abraham mit ihrer Tochter zunächst in der Rue Francis de Pressense 18 in Lyon-Villeurbann. Erich Collin versuchte, Frau und Tochter nach Australien kommen zu lassen, es gab jedoch Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Pässen. Seine Schwester Charlotte war schon früher in die Schweiz ausgewandert. Die Mutter, die zuletzt als Else Collin-Abraham in der Fasanenstraße 42 in Berlin-Wilmersdorf gelebt hatte, folgte ihrer Tochter Charlotte 1939 nach Luzern. Als Fernande und Suzanne Abraham endlich die Papiere für die Ausreise bekamen, war die Überfahrt per Schiff wegen des Krieges bereits zu gefährlich geworden.
Auch bei den Comedy Harmonists war Erich Collin für die geschäftlichen Dinge verantwortlich, handelte Verträge, Konzerttermine und Gagen aus. Nach der Auflösung der Gruppe im Jahr 1941 erhielt er auf Vermittlung von Roman Cycowski eine Anstellung als Verkäufer in der Weinhandlung von Cycowskis Cousin in Los Angeles. Er lebte mit seiner Frau in 141 W 47th Street. Als die Weinhandlung Anfang 1942 pleite ging, wurde Erich Collin arbeitslos. Durch Unterstützung von Albert Einstein erhielt er ein Lektorat für deutsche Musik an der New Yorker Universität. Diese Anstellung war jedoch nur befristet. Danach war Erich Collin Verkäufer für Enzyklopädien und später in einer medizinischen Buchhandlung. Um seine Aufenthaltsgenehmigung zu erneuern und eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, fuhr Erich Collin am 24. Oktober 1943 nach Vancouver in Kanada und reiste einen Tag später über die Grenzstadt Blaine im Bundesstaat Washington wieder in die USA ein. Er belegte danach einen Ausbildungskurs für Kunststofftechnik in Pasadena und fand eine Anstellung in einer Fabrik für Plexiglas. Schließlich wurde er Direktions-Assistent in einem Warenhaus für Damenbekleidung.
Fernande und Eva Suzanne Abraham, die seit dem Krieg in einer Pension in Neuilly bei Paris wohnten, hatten keine Möglichkeit, aus dem von deutschen Truppen besetzten Frankreich nach Amerika zu emigrieren. Fernande nutzte nur noch ihren Mädchennamen Holzamer, sprach mit ihrer Tochter französisch und gab beide als staatenlos aus. Auf diese Weise gelang es ihr, gegenüber den Besatzern ihre deutsche Staatsbürgerschaft zu verbergen. Nach dem Krieg fehlten ihr die Mittel für eine Überfahrt nach Amerika. Das Geld, das Erich Collin seiner Familie gelegentlich schicken konnte, wurde für den Lebensunterhalt benötigt. Durch die finanzielle Hilfe von Erich Collins Arbeitgeber konnten Fernande und Suzanne schließlich am 13. Januar 1947 mit der S.S. „Washington“ die Passage von Le Havre nach New York antreten, wo sie am 22. Januar eintrafen. Nach acht Jahren sahen sie in Los Angeles ihren Ehemann und Vater wieder. Erich Collin wohnte zu dieser Zeit in einem winzigen Appartement in der Gregory Avenue 5819 in Hollywood.
Etwa zur Jahresmitte 1947 wurde Collin erneut arbeitslos. Fernande Collin war bei der Warenhauskette „May-Company“ angestellt. Beide wohnten inzwischen in der North Las Palmas Avenue 800 in Los Angeles. Aus der Sehnsucht nach musikalischer Betätigung und aus der wirtschaftlichen Not heraus beschäftigte sich Erich Collin ab dieser Zeit mit der Neugründung einer Gruppe im Stil der Comedian Harmonists. Gleich zu Beginn hatte Roman Cycowski eine Mitwirkung in einem solch unsicheren Unternehmen abgelehnt, weil er in San Francisco eine Festanstellung als Kantor hatte. Ebenso sagte Harry Frohman ab, da er noch beim RIAS in Berlin angestellt war. Schließlich wurde Erich Collin Bariton der von ihm gegründeten amerikanischen Comedian Harmonists, mit Fred Bixler (Erster Tenor), Murray Pollack (Zweiter Tenor), Nicholas Shuteroff (Buffo), Arthur Atkins (Bass) und Jack Cathcart (Pianist und Arrangeur). Bei den Arrangements unterstützte ihn Bert Reisfeld, der Komponist von „Mein kleiner grüner Kaktus“. Mit dem Programm „From Classic To Jazz“ trat die Gruppe zunächst in Kalifornien und ab Sommer 1948 in Finnland und Norwegen auf. Im September 1948 verstarb plötzlich der Tenor Shuteroff an einem Magendurchbruch. In seiner Not sandte Erich Collin noch am selben Tag per Telegramm einen Hilferuf aus Oslo an seinen alten Mitstreiter Harry in Zürich, der sich inzwischen Frohman nannte. Kurze Zeit später stieß Frohman hinzu und begann, mit der Gruppe zu proben. Sie setzten die Tournee über Dänemark, Belgien, Frankreich, die Niederlande und die Schweiz fort. Dort machten sie in Basel im Februar 1949 sechs Aufnahmen für das Plattenlabel „Chant du Monde“. Danach tourte die Gruppe durch Italien. Dort kam es zu Zerwürfnissen zwischen Collin und Frohman auf der einen und den übrigen Mitgliedern auf der anderen Seite. Da die neuen Sänger nicht bereit waren, unermüdlich an einem neuen Repertoire zu arbeiten und sich lieber abendlichen Vergnügungen hingaben, kam kein neuer Vertrag zustande. Wegen des ungenügenden künstlerischen Niveaus und aus Angst um den Ruf des Namens Comedian Harmonists kündigte Frohman seine Mitarbeit auf. Collin, der ebenfalls anderes gewohnt war, kehrte enttäuscht zu seiner Familie in die USA zurück.
Am 23. Dezember 1949 wurde Erich Collin (eigtl. Erich Abraham) als Eric Abraham Collin in den USA eingebürgert. Im selben Jahr schaffte er sich ein eigenes Auto an.
1951 wurde sein Enkel Marc geboren. Eric und Fernande Collin bezogen eine neue Wohnung am South Beverly Glen Boulevard 2101½ in Los Angeles. Am 28. Dezember desselben Jahres wurde Fernande Abraham als Fernande Collin in den USA eingebürgert.
1952 war Eric Collin wieder arbeitslos. Aufgrund seiner Erfahrungen und seines handwerklichen Geschicks richtete er sich eine kleine Werkstatt für Design und Produktion von Kunststoffgegenständen ein, wo er u. a. Gestelle zur Präsentation von Uhren und Brillen als Schaufensterdekorationen anfertigte. Diese Beschäftigung übte er mehrere Jahre aus, obwohl er ab 1952 hauptberuflich als Plexiglas-Spezialist in der Endfertigung bei den Northrop-Flugzeugwerken tätig war.
Ab 1954 wohnte Familie Collin in der Missouri Avenue 10329½ in West Los Angeles. Ab dem Sommer dieses Jahres machte sich Eric Collin erneut daran, eine Gesangsgruppe zu gründen, zum Teil mit Mitgliedern der amerikanischen Gruppe von 1948/1949. Die Gruppe sollte schlicht „The Harmonists“ oder auch „The American Harmonists“ heißen, auch um bei Auftritten in Europa jedweden Disput mit Biberti zu vermeiden. Es sollten wieder Collin als Bariton, Fred Bixler als erster Tenor, Murray Pollack als Tenor oder zweiter Bariton, zunächst auch Bill Parsons als zweiter Tenor und Harry Frohman als Buffo mitwirken. Der frühere Pianist und Arrangeur Jack Cathcart trat inzwischen mit einer eigenen Gruppe The Continentals auf, die teilweise Comedian-Harmonists-Titel wie „The Way With Every Sailor“ oder „In A Persian Market“ im Programm hatte. Zeitweilig probte Collin auch mit Don Kent, dem Bassisten Syngman Ree, dem Pianisten Walter Lösser, mit Bill Dyer sowie mit Phil Harvey als Bassbariton. Er erwog auch, das Ensemble auf sechs Sänger zu erweitern. Einige Gastspielpläne scheiterten schlicht an den Forderungen der Sänger. Zwar stimmten sie zu, einige Zeit unbezahlt zu proben, aber manche wollten einen Vertrag nur unter der Bedingung unterschreiben, dass eine Europa-Tournee stattfindet, während andere gerade dies kategorisch ausschlossen. Schließlich gewann Eric Collin den jungen, talentierten Bob Hunter als Pianist und Arrangeur. Harry Frohman wollte sich die Arrangements vorbehalten und gesondert vergütet bekommen. Einige alte Titel wurden dem Zeitgeschmack angepasst, neue Lieder wurden für die Stimmen der Sänger arrangiert. Außerdem wollte Frohman mit einem Solo als Instrumenten- und Stimmenimitator die Auftritte erweitern. Auch dafür forderte er eine Extrabezahlung. Zeitweilig erwog er, von der Ost- an die Westküste umzuziehen und sich dort eventuell einen neuen Job zu suchen. Man versuchte auch, Fritz Kramer von den ehemaligen Comedy Harmonists für eine Mitwirkung zu gewinnen. Die neue Gruppe machte Probeaufnahmen, die von den Konzertagenten verlangt wurden, ehe sie sich für ein Engagement entschieden. Angedacht waren anfängliche Konzerte in den USA und Canada, dann ab Juni 1954 eine mehrmonatige Tournee durch Skandinavien, gefolgt von einer Tournee nach Australien und Südafrika im Jahr 1955. Die Gruppe studierte ein Dutzend Nummern ein, darunter auch einige Comedian-Harmonists-Titel wie „The Way With Every Sailor“, „Menuett“, „Guitarre d’Amour“ und „In A Persian Market“. Eric Collin beschaffte sogar schon Werbematerial für die Agenturen.
Zwischen Collin und Frohman war strittig, ob Collin überhaupt mitsingen oder sich auf die Position des Managers zurückziehen sollte. Es war schwierig, für die in verschiedenen Tätigkeiten hauptberuflich beschäftigen Sänger gemeinsame Probenzeiten zu finden. Collin selbst arbeitete bei Northrop in wechselnden Schichten und verdiente 85 Dollar die Woche. Zwischenzeitlich erwog Harry Frohman sogar, mit Fritz Kramer und dem ehemaligen Bassisten der Comedy Harmonists, Rudolf Mayreder, eine eigene Gruppe in New York aufzubauen. Jedenfalls kam Frohman nie nach Los Angeles und hat keine Probe der neuen Gruppe erlebt. Im März 1955 fand der Pianist Bob Hunter ein lukrativeres Engagement. Ohne einen Vertrag mit einer Künstleragentur und ohne Bezahlung für die Proben war es für Collin unmöglich, die Sänger zu halten. Letztlich führten die Personalprobleme, die unterschiedlichen Auffassungen über das Repertoire und über die Mitwirkung Frohmans sowie die permanente Geldknappheit dazu, dass Eric Collin dieses Projekt 1955 trotz vielversprechender Probenergebnisse aufgab. Damit scheiterte auch endgültig die Hoffnung von Collin und Frohman, jemals wieder ein Gesangsensemble im Stil der Comedian Harmonists auf die Beine stellen zu können. Eric Collin ging weiter seiner Arbeit nach, kümmerte sich um seine herzkranke Frau, die inzwischen zur stellvertretenden Abteilungsleiterin aufgestiegen war, und wurde seinen Enkeln ein liebevoller Großvater.
Ab 1956 kümmerte sich Eric Collin auch um seine Entschädigung als von den Nationalsozialisten Vertriebener. In dieser Angelegenheit korrespondierte er mit Robert Biberti, der eine eidesstattliche Erklärung bezüglich des Einkommens in den Jahren 1929 bis 1934 abgab. In den Folgejahren gab Collin seinerseits solche Erklärungen für Roman Cycowski und Harry Frohman ab, die die Höhe der Einkommen bis 1935, die Auflösung der Comedian Harmonists, ihre Flucht aus Deutschland und den erzwungenen Verlust der deutschen Staatsbürgerschaft sowie den Gesundheitsschaden Frohmans betrafen. Außerdem meldete Eric Collin gemeinsam mit Cycowski und Frohman seine Lizenzansprüche bei der Electrola an, nachdem sie jahrelang nur geringfügige Tantiemenzahlungen der His Masters Voice empfangen hatten. 1957 wurde Erich Collins Enkelin Deborah Ann geboren.
Im Jahr 1959 erhielt Eric Collin eine Entschädigungszahlung, er und seine Frau empfingen ab 1960 kleine Verfolgtenrenten aus Deutschland. Die Familie wohnte inzwischen in der South Highland Avenue 1313 in Los Angeles.
Eric Collin starb am 29. April 1961 in Los Angeles unerwartet während einer Blinddarmoperation an Herzversagen. Sein Grab befindet sich auf dem Hollywood Memorial Cemetery in Los Angeles.
Collins Vater Paul Hermann Abraham heiratete 1906 Elisabeth Luise Laura Prausnitz. Die Ehe wurde 1915 geschieden, Paul Abraham heiratete noch ein drittes Mal, diesmal eine gewisse Klara Staude.
Collins Witwe Fernande heiratete am 21. Januar 1964 den Amerikaner Bruce P. Currie (1900–1980), der seinen Sohn Dan mit in die Ehe brachte.
Am 17. Dezember 1994 starb Erich Collins Tochter Eva Suzanne. Fernande Currie wohnte zuletzt am South Sepulveda Boulevard 3166 in Los Angeles. Sie starb am 17. August 1995 und wurde im Westwood Memorial Park in Los Angeles neben ihrem zweiten Ehemann beigesetzt.
Der Enkel von Eric Collin, Marc Alexander, ist Rechtsanwalt in Kalifornien. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Collins Enkelin Deborah Ann Tint ist Künstlerin und lebt in New York.
Ilse Charlotte Marie Abraham studierte in München Philologie und heiratete 1915 den Schweizer Arzt Martin Ernst Naef, wodurch sie die Schweizer Staatsbürgerschaft erlangte. 1916 wurde in Leipzig ihr Sohn Paul Andreas Naef geboren, später übersiedelte die Familie in die Schweiz.
Anne-Marie Abraham-Collin war bis 1939 Lehrerin an einer jüdischen Schule in Berlin und wanderte dann nach Australien aus, wo sie am 1. Oktober 1939 in Melbourne ankam. Nach Kriegsende blieb Anne-Marie Collin in Australien und arbeitete dort weiter als Lehrerin. Am 7. Dezember 1945 wurde sie australische Staatsbürgerin. Ende 1960 besuchte sie ihren Bruder und seine Familie in Los Angeles. Eberhard Fechner interviewte Anne-Marie Collin im Dezember 1975 bei ihrer Schwägerin Fernande Currie in Los Angeles. Anne-Marie Abraham-Collin, die zuletzt in der Roslyn Street 57 in Brighton Beach/Victoria lebte, starb am 5. April 1980 in Hornsby/Australien.
An der letzten bekannten Adresse der Familie Collin in Berlin (Charlottenburg-Wilmersdorf, Landhausstraße 42) wurden im August 2023 auf Initiative von Freunden der Comedian Harmonists Stolpersteine für Erich, Fernande und Suzanne Collin als vertriebene jüdische Bürger verlegt.
Unter Verwendung von Nachlässen und publizierten Quellen.