Hans Rexeis
von Broody
Johann („Hans“) REXEIS
* 30.12.1901 in Lannach bei Graz (Österreich)
† 6.6.1980 in Vorau (Österreich)
Der Österreicher Hans Rexeis entstammte einer katholischen Familie. Sein Vater Johann war Geigenbauer und –lehrer, die Mutter hieß Maria. Sein jüngerer Bruder Gottfried war Konzertmeister der Plattenfirmen „Deutsche Grammophon“ und „Ultraphon“ in Berlin und nach dem Krieg in Graz Professor am Konservatorium, wo er Geige unterrichtete.
Hans Rexeis hatte Ende der 1920er Jahre auf Vermittlung seines Bruders an der Musikhochschule Berlin Geige und Gesang bei Max Barth studiert. Daher kannte er Roman Cycowski und möglicherweise auch Erich Collin. Rexeis spielte Violine im Orchester der Staatsoper in Graz und war danach Stehgeiger in Berlin, Wien, Graz, Linz und Königsberg in Ostpreußen. Daneben machte er auch Schallplattenaufnahmen auf Elite Spezial und Electrola mit der Kapelle Eugen Jahn.
Mit seiner Verlobten Theresia Parfuhs (* 20.10.1901 – † 22.10.1983) hatte Hans Rexeis eine gemeinsame Tochter Veronika („Vera“) die nach unterschiedlichen Quellen am 25.10.1919 oder am 13.10.1920 geboren wurde. Am 18. Juli 1923 heirateten Hans Rexeis und Theresia Parfuhs in Graz.
In den Jahren 1933/34 machte Hans Rexeis einige Aufnahmen als Tenor für das Label Brillant Special. Dazu gehören die Titel “Bella Venezia” mit dem Orchester Hans Schindler, die Schubert-Lieder „Leise flehen meine Lieder“ und „Ich schnitt es gern in alle Rinden ein“ sowie „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ mit der Kapelle Eugen Jahn. Darüber hinaus entstanden 1933 auch mehrere Aufnahmen für das Label Longophon, darunter „An der Donau, wenn der Wein blüht“, „Tausend Sterne leuchten in der blauen Frühlingsnacht“, „In Deine Hände…“ und „Schön ist jeder Tag, den Du mir schenkst, Marie-Luise“, begleitet vom Orchester Gerhard Hoffmann. Bei der Aufnahme „Ungeduld“ aus „Die schöne Müllerin“ wurde Hans Rexeis vom Orchester Friedel Rexeis begleitet, das von seinem Bruder Gottfried geleitet wurde . 1934 erschienen die Filmtitel „Tausend rote Rosen blühn“ und „Ein Walzer für Dich“ auf Brillant Special.
Ab Frühjahr 1935 war Hans Rexeis erster Tenor der in Wien gegründeten Comedy Harmonists, wahrscheinlich auf Vermittlung von Roman Cycowski. Seine Ehefrau Theresia begleitete die Gruppe jedoch nicht auf ihren Auslandstourneen und blieb mit der Tochter zu Hause. 1939 lebten sie in Ovada (Italien). Hans Rexeis versuchte, für seine Familie Einreisevisa nach Australien zu bekommen.
Nach der Auflösung der Gruppe im Frühjahr 1941 blieb Hans Rexeis zunächst – ebenso wie Harry Frommermann und Rudolf Mayreder – in New York. Im April 1941 entstanden dort acht Aufnahmen für die Marke Victor mit Orchesterbegleitung: „Es ist nicht für lang“, „Halli-Hallo-Halli“, „Hühnerhof“, „Ludwig-Ludwig“, „Die Postkutsche“, „Das Kreuz bei der Fichte“, „Der Scherenschleifer“ und „Wenn der Kuckuck ruft“. Danach ging Hans Rexeis nach Kuba, wo er bis 1946 als Musiklehrer tätig war. Während dieser Zeit bemühte er sich um seine Einbürgerung in die USA. Anschließend ging er aus nicht bekannten Gründen nach Italien und gründete in Genua eine Gesangsschule, die „Scuola di Canto“ in der Via Davide Chiossone 1-2, wo er lange Jahre als Musiklehrer tätig war. Er lebte 1961 in Genua in der Via A. Crocco 3 B. Ein schweres Augenleiden zwang ihn ab den 1970er Jahren zu immer neuen Operationen, die seine schwindende Sehkraft aber nicht wiederherzustellen vermochten. Zuletzt ließ er sich in der Schweiz behandeln, jedoch ohne Erfolg. Die medizinischen Behandlungen kosteten ihn sein gesamtes Geld. Da er noch immer die österreichische Staatsbürgerschaft besaß, jedoch seinen Lebensunterhalt nun nicht mehr aus eigener Kraft bestreiten konnte, wurde der völlig mittellose 78-jährige Hans Rexeis im Dezember 1979 nach Österreich ausgewiesen. Er lebte mit seiner Frau noch ein halbes Jahr in einem Altenheim in Birkfeld in der Nähe von Graz.
Hans Rexeis starb am 6. Juni 1980, geistig verwirrt und fast vollständig erblindet, in einem Krankenhaus in Vorau in Österreich. Er wurde in Birkfeld bestattet.
Die Ehefrau von Hans Rexeis verstarb 1983 in Österreich und wurde neben ihrem Ehemann beigesetzt. Seine Tochter hatte Ende der 1950er Jahre in die Schweiz geheiratet und verstarb dort im Jahr 2004.
Der ältere Bruder von Hans Rexeis, Josef (1899–1994), war Ringkämpfer und errang mehrere Meistertitel. Später war er als Fleischhändler tätig. Ein jüngerer Bruder (geboren ca. 1907) war von Geburt an geistig behindert und fiel 1942 in der Euthanasieanstalt Schloss Hartheim bei Linz der sogenannten „T4-Aktion“ der Nationalsozialisten zur Ausrottung „unwerten Lebens“ zum Opfer.
Im Jahr 2009 veröffentlichte der österreichische Sammler und Kenner der Comedian Harmonists, Michael Hortig, in der „FOX auf 78“ einen Artikel über Hans Rexeis unter dem Titel „The Lost Harmonist“.
Unter Verwendung von Nachlässen und publizierten Quellen.