Walther Blanke

von Broody
 

Franz Carl Walther BLANKE
(später meist: Walter Blanke)

* 18.4.1902 in Hamburg
† 26.3.1986 in Hamburg

 
Walther Blanke wurde am 18. April 1902 in Hamburg als Sohn von Otto Blanke und Emma Blanke, geb. Wedemeyer, geboren. Geschwister von ihm sind nicht bekannt. Seine erste Registrierung als „Artist“ stammt aus dem Jahr 1923. Nach einer dreijährigen Ausbildung am Konservatorium in Hamburg war er an verschiedenen Bühnen als Operntenor engagiert, so in der Spielzeit 1929/30 in Neustrelitz, 1930/31 am Landestheater Coburg, 1931/33 in Hamburg-Altona, 1933/34 am Stadttheater in Halle a. d. Saale und ab 1934 in Berlin, u. a. am Volkstheater Lichtburg und am Rose-Theater. Er wohnte zu dieser Zeit in der Friedrichstraße 133a und lernte in Berlin vermutlich seine spätere Frau Gertrud Margarete Porée, geb. Braunisch, geboren am 11. Juni 1907 in Halle (Saale) und wohnhaft in Weimar, kennen. Er wohnte zu dieser Zeit in der Düsseldorfer Straße 7 in Berlin-Wilmersdorf.
Danach wirkte Walther Blanke kurzzeitig bei den „5 Parodisters“, den späteren „Metropol-Vokalisten“ mit. Es gilt als sicher, dass er im März 1934 in Berlin an den Aufnahmen von „Wer hat Angst vor dem bösen Wolf” und „Spanische Dorfmusik” beteiligt war. Im gleichen Jahr machte er Tonfilmaufnahmen für „Fräulein Liselott“ von Vasgen Badal mit Magda Schneider und Albert Lieven, darüber hinaus wirkte er 1935 gemeinsam mit Luigi Bernauer in dem Rota-Kurztonfilm „Der arme Reiche“ mit und machte Gesangs- und Sprechaufnahmen für Werbe-Trickfilme der UFA.
Ab dem 28. Juni 1935 war Walther Blanke als Bariton beim Meistersextett mit einem monatlichen Fixum von 500 Reichsmark plus Spesen und einem Weihnachtsgeld von 50 Reichsmark angestellt. Der Vertrag sollte sich ab Juni 1936 stillschweigend verlängern, falls er nicht von einem der Vertragspartner gekündigt wird. Walther Blanke war an zehn Plattenaufnahmen, an den Filmen „Die Entführung“ und „Schabernack“ sowie an dem Reklamefilm für die Firma Caspar Blume beteiligt. Offenbar bestanden aber schon frühzeitig Differenzen mit Blanke, Biberti bezeichnete ihn als „Ruhestörer und Obermeckerer“. Schon Ende 1935 bestand die Absicht, die Stelle des Baritons dauerhaft mit dem Pseudonym „Walther“ zu versehen, um bei einem kurzfristigen Besetzungswechsel nach außen den Anschein von Stabilität im Ensemble zu wahren. Möglicherweise wollten die Gesellschafter neue Mitglieder nie länger als 3 Jahre beschäftigen, das Publikum sollte aber den Wechsel nicht bemerken.
Einen am 31. März 1936 vorgelegten neuen Vertrag mit dem Meistersextett mochten weder Walther Blanke noch Richard Sengeleitner unterschreiben. Zunächst hatten sie Bibertis Vertragsentwurf der Reichsmusikkammer vorgelegt, die am 9. April 1936 konstatierte, dass dieser Vertrag dem „Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit“ nicht gerecht werde. Die RMK lieferte daraufhin sogar einen eigenen Vertragsentwurf. Offenbar war auch dieser Versuch fruchtlos, denn Blanke und Sengeleitner erhielten unmittelbar darauf ihre Kündigung zum 30. Juni 1936. Wegen noch nicht gezahlter Gehälter für Mai und Juni 1936 klagten Blanke und Sengeleitner gemeinsam vor dem Arbeitsgericht Berlin gegen das Meistersextett. Die Klage wurde in einer Verhandlung am 24. Juni 1936 im Beisein von Fred Kassen als Vertreter von Biberti abgewiesen, da die den beiden gezahlten Beträge während der Probezeit 1935 von Biberti als Vorschüsse betrachtet und mit den Gagen ab Beginn der Auftritte verrechnet wurden, was offenbar den Klauseln des am 13. November 1935 geänderten Angestelltenvertrages entsprach. Die Stelle des Baritons beim Meistersextett wurde ab August 1936 mit Herbert Imlau besetzt.
Am 26. September 1935 heiratete Walther Blanke in Berlin-Wilmersdorf seine Frau Gertrud. Beide wohnten ab 1936 in der Kantstraße 50 in Berlin-Charlottenburg. Als Schauspieler wirkte Blanke in diesem Jahr unter anderem in dem UFA-Film „Das Hofkonzert“ mit Martha Eggert und Johannes Heesters mit, außerdem war er Synchronsprecher verschiedener Paramount-Produktionen. In den folgenden Jahren und auch während des Krieges war er überwiegend als Kleindarsteller bei verschiedenen Filmproduktionsfirmen engagiert, so bei der UFA (1937 „Capriolen” und „Der Gasmann“, 1940 „Wunschkonzert“ und „Männerwirtschaft“), 1937 bei der Minerva-Tonfilm („Heimweh“), 1939 bei der Bavaria („Fasching“) und bei der Louis-Trenker-Produktion („Feuerteufel“), ab 1941 bei der Tobis („Ohm Krüger“, „Der große König“) und bei der Cine-Allianz („Am Abend auf der Heide“).
Walther Blanke war Mitglied der Fachschaft Film der Reichskulturkammer. Seine 1936 geborene Tochter Ingrid erschien 1939 als Kinderdarstellerin. Im Jahr 1940 verlegte Blanke seinen Wohnsitz nach Glienicke bei Berlin, Viktoriastraße 5.
Nach dem Krieg zog Walther Blanke mit seiner Familie zurück nach Berlin, diesmal nach Hermsdorf in die Olafstraße 15. Wahrscheinlich war er kurzzeitig am Nationaltheater in Weimar tätig. In dieser Zeit nahm Biberti wieder Kontakt mit ihm auf, um auch ihn für seine Bestrebungen gegen Fred Kassen zu instrumentalisieren.
Seit den frühen 50er Jahren betrieb Walther Blanke in Berlin-Friedenau, Südwestkorso 21, und später in der nahe gelegenen Deidesheimer Straße 5 ein Gesangsstudio. Parallel dazu unterhielt er auch ein Gesangsstudio unter verschiedenen Adressen in Hamburg, zuletzt in der Schröderstiftstraße 31. Neben der Ausbildung von Sängern organisierte er Gesangsabende mit seinen Schülern, so im Brahms-Saal der Musikhalle in Hamburg und an der Musikhochschule Berlin. Dabei wurden u. a Arien und Ensembles aus Opern wie „Die Hochzeit des Figaro“, „Fidelio“ und „Martha“ aufgeführt.
Im Mai 1951 entstanden in Berlin Gesangsaufnahmen von Werken von Albert Lortzing mit dem Großen Orchester des Berliner Rundfunks, so aus der Oper „Regina“, wo Walther Blanke in einer Arie und einem Duett als Stephan zu hören ist. Zudem wurde das Singspiel „Der Pole und sein Kind“ komplett aufgenommen, ferner die Lortzing-Lieder „Dorfhammer“, „Türmerlied“ aus „Faust II“ und „Ständchen“ sowie von Pierre-Jean de Béranger „Mein Rock“. Überliefert sind auch Aufnahmen von „Schlummre ruhig“ aus „Ein Maskenball“ von Giuseppe Verdi. In einer Fernsehaufzeichnung vom 9. Dezember 1953 ist Walther Blanke als Marquis von Obisius in Verdis Oper „La Traviata“ zu sehen.
Als Schauspieler und Sänger zeigte er bis Anfang der 1970er Jahre ein breites, auch komödiantisches Spektrum. Er gab verschiedene Bariton-Rollen, unter anderem den Zaren in Albert Lortzings Oper „Zar und Zimmermann“, den Scarpia aus „Tosca“ von Puccini und den Barbier von Sevilla aus der gleichnamigen Oper von Rossini und sang eine Rolle in „Die heimliche Ehe“ von Cimarosa.
Walther Blanke starb am 26. März 1986 in Hamburg. Seine erste Ehe hatte nur kurz gedauert, Ehefrau Gertrud starb am 21. Februar 1991 in Bonn. Die mehr als 25- jährige Ehe mit seiner zweiten Ehefrau Marie Luise blieb kinderlos.

 


Unter Verwendung von Nachlässen und publizierten Quellen, mit ausdrücklichem Dank an Herrn Peter Woidelko, Weissach.