Rudolf Zeller
von Broody
Rudolf ZELLER
* 9.2.1911 in Gelsenkirchen
† 11.3.1940 in Berlin
Rudolf Zeller wurde am 9. Februar 1911 in Gelsenkirchen geboren. Vermutlich zogen seine Eltern nach Freiburg im Breisgau und Rudolf Zeller absolvierte dort eine musikalische Ausbildung bei dem Musikpädagogen Erich Doflein und dem Komponisten und Pianisten Julius Weismann. Zeller wirkte danach als Pianist in Berlin. Offenbar war er mit einem eigenen Orchester bereits im Jahr 1935 Begleiter von Lale Andersen für deren erste Aufnahmen auf dem Label Grammophon. Von Zeller stammt die musikalische Illustration zu einem Film über die Olympischen Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen, hergestellt im Auftrag des Reichssportführers Hans von Tschammer und Osten. Zur Musik Zellers sind Maxi Herber und Ernst Baier zu sehen, mehrfache deutsche Meister, Europa- und Weltmeister im Paarlaufen und Olympiasieger von 1936. Im gleichen Jahr komponierte er den Titel „Das Geständnis“, den Brigitte Horney mit einem Text von Hans Fritz Beckmann aufgenommen hat. Später war Rudolf Zeller Pianist in „Fredys Bar“ in der Bayreuther Straße in Berlin-Charlottenburg.
Ab dem 10. November 1938 war er nach dem endgültigen Weggang von Erwin Bootz Pianist des Meistersextetts und verdiente monatlich 700 Mark brutto. Während dieser Zeit lebte Rudolf Zeller mit seiner Frau Anne, geborene Vollmer, und dem gemeinsamen Sohn Hans Rudolf in der Martin-Luther-Straße 5 in Berlin-Schöneberg. Doch sein Engagement dauerte nur eine Saison. Immerhin wirkte er mit seinem eleganten, präzisen Spiel in dieser Zeit an mehreren Rundfunkauftritten sowie an knapp 80 Konzerten in ganz Deutschland, den Niederlanden und Italien mit, darunter auch einer Konzertreise auf dem KdF-Schiff „Robert Ley“. Am 11. Juli 1939 endete die Konzertsaison und damit das Engagement von Zeller mit dem letzten Auftritt des Meistersextetts im Theater am Gärtnerplatz in München. Neben einigen unveröffentlichten Aufnahmen war Rudolf Zeller der Pianist bei den letzten zwölf veröffentlichten Schallplattenaufnahmen des Meistersextetts, die er mit seinem eindrücklichen Stil hörbar geprägt hat.
Im Mai 1939 gehörte er zu den Mitunterzeichnern eines Geheimabkommens mit Fred Kassen, Ari Leschnikoff und Herbert Imlau, wonach sie ab Herbst desselben Jahres das Meistersextett ohne Robert Biberti betreiben wollten. Dies widersprach ihren Angestelltenverträgen, wonach sie sich bei Androhung einer Konventionalstrafe von 3000 RM verpflichtet hatten, „für die Dauer von fünf Jahren nach Beendigung des Vertrages weder mit einem noch mit mehreren Mitwirkenden des Ensembles noch mit der im Ausland tätigen Truppe ,Comedian Harmonists‘ künstlerische Darbietungen gleicher oder ähnlicher Art wie die des MEISTERSEXTETTS zu veranstalten“. In Unkenntnis der geheimen Absichten unterbreitete Biberti im Juli 1939 Zeller ein schriftliches Angebot, mit einer erhöhten Gage weiter beim Meistersextett mitzuwirken. Doch Zeller lehnte ab, weil ihm die dauernden Querelen innerhalb der Gruppe missfielen und er sich dort nur als „begleitender Nachahmer“ sah, denn die Arrangements wurden seit 1938 fast ausschließlich von Siegfried Muchow und Bruno Seidler-Winkler besorgt.
Rudolf Zeller bewarb sich zunächst vergeblich für eine Festanstellung im „Kabarett der Komiker“ von Willi Schaeffers, schrieb aber als freischaffender Komponist Musik für dessen Programme. Hauptberuflich war Zeller wieder als Pianist in „Fredys Bar“ tätig. Während und nach seiner Zeit beim Meistersextett machte er auch Schallplattenaufnahmen für die Electrola, so das Potpourri „Schlager-Bummel“ von Ende 1938 im Duett mit dem Pianisten Waldemar Luczkowski und die spätere zweiteilige Aufnahme „Rudolf Zeller spielt Benatzky-Melodien“, bei der er mit Bass und Schlagzeug begleitet wird. Gemeinsam mit dem Texter Hans Fritz Beckmann schuf er die Titel „Zehn Uhr zehn“ und „Baby, Du musst schlafen geh’n“.
Rudolf Zeller starb völlig unerwartet in der Nacht vom 10. zum 11. März 1940 in seiner Wohnung in Berlin im Alter von 29 Jahren an einem Herzschlag. Er wurde in Freiburg im Breisgau beigesetzt, Frau und Sohn siedelten dorthin zu Zellers Eltern über.
Unter Verwendung von Nachlässen und publizierten Quellen.